Ein schöner Strand, Sonnenliegen und Strandkörbe reichen nicht aus, um sich in Deutschland „Seebad“ nennen zu dürfen. Dieser Titel wird ausschließlich an Kurorte vergeben, die einem speziellen Kriterienkatalog genügen. Noch strengere Vorgaben gelten für „Seeheilbäder“. Sie sind sozusagen die Premiumabteilung der Seebäder. Knapp Hundert Seebäder gibt es an der deutschen Nord- und Ostsee. Etwa die Hälfte von ihnen tragen sogar das Prädikat Seeheilbad.

Der Kriterienkatalog

Was ein Seeheilbad bieten und leisten muss, legt der Deutsche Heilbäderverband fest. Ein Kernkriterium ist ein therapeutisch wirksames Seeklima bei guter Luftqualität. Ferner müssen bestimmte Kureinrichtungen, Ärzte und Erholungseinrichtungen vorhanden sein. Die Mindestentfernung zwischen Ortsmitte des Seeheilbades und Küste darf höchstens zwei Kilometer entfernt sein. Alle Orte in größer Entfernung mögen vielleicht „Heilbäder“ sein, müssen aber auf die Vorsilbe „See-“ verzichten.

Kurzum: Ein Seeheilbad (und mit Abstrichen auch ein Seebad) bieten gute Chancen, sich während eines Kuraufenthaltes tatsächlich zu entspannen und die Gesundheit zu stärken.

Seebad Ahlbeck auf Usedom - © Birgit Winter / pixelio.de
Seebad Ahlbeck auf Usedom – © Birgit Winter / Pixelio.de

Ausgewählte Seeheilbäder

Hier haben wir einige beliebte Seeheilbäder aufgeführt und wichtige Merkmale steckbriefartig zusammengestellt – im Groben von West nach Ost. Die Auswahl ist subjektiv und natürlich unvollständig. Einigen attraktiven Badeorten fehlt der Status als SeeHEILbad, so zum Beispiel Sellin, Göhren und Binz auf der Ostseeinsel Rügen.

Nordsee:

Die Insel Juist liegt westlich von Norderney und gilt vielen Badegästen als „neues Sylt“ – also recht teuer und exklusiv. Die Insel ist autofrei und über den Fährhafen Norddeich/Mole zu erreichen. Im Vergleich zu Norderney und anderen mit Autos befahrbaren Ostfriesischen Inseln ist Juist eher ruhig und beschaulich.

Norderney zählt zu den meistbesuchten und zugleich traditionsreichsten Seebädern Deutschlands. Schon im Jahr 1797 eröffnete hier die allererste deutsche Nordsee-Badeanstalt und begründete damit den Kurtourismus. Die Insel lässt sich dem ICE sowie mit tideunabhängiger Fähre von Norddeich (das selbst ein Seeheilbad ist) besonders leicht erreichen und zieht viele Pauschalurlauber an.

Baltrum ist die kleinste unter den (bewohnten) Ostfriesischen Inseln. Die autofreie Insel liegt zwischen Langeoog und Norderney. Erreichen lässt sie sich mit der Fähre von Nessmersiel, wo auch die Autos geparkt werden. Alle sieben großen Ostfriesischen Inseln gelten als Seeheilbäder.

Helgoland liegt als einzige deutsche Insel nicht in Küstennähe, sondern knapp 50 Kilometer vom nächsten Festland entfernt. Berühmt sind die hohen Klippen mit ihren Vogelkolonien. Als die Insel im Jahr 1826 Seebad wurde, gehörte sie noch zu Großbritannien und zählt erst seit 1890 zu Deutschland.

Sankt Peter-Ording befindet sich auf der Halbinsel Eiderstedt, die zu Schleswig-Holstein gehört. Neben der Nordseeluft kann der Ort mit einer eigenen Schwefelquelle punkten und darf sich daher „Nordseeheil- und Schwefelbad“ nennen. Diese doppelte Heilwirkung erklärt, dass Sankt Peter-Ording zu den besonders stark besuchten Seebädern zählt.

Wyk liegt auf Föhr, der zweitgrößten deutschen Nordseeinsel. Sie befindet sich zwischen Sylt im Norden und den Halligen im Süden. Wyk erhielt 1816 das Prädikat Seebad und zählt damit zu den frühesten Kurorten an der deutschen Nordsee.

Westerland ist der Hauptort von Sylt. Die Insel gilt als besonders stilvoll und teuer. Auch manche Promis besuchen gerne Sylt und prägen den Lebensstil. Seit 1855 ist Westerland Seebad. Zugenommen hat die Zahl der Badegäste unter anderem durch den Bau des Hindenburgdamms, der seit 1927 die Insel mit dem schleswig-holsteinischen Festland verbindet.

Ostsee:

Grömitz liegt ca. 50 Kilometer nördlich von Lübeck und gehört somit zu Schleswig-Holstein. Es ist bereits seit 1813 Seebad und rechnet sich zu den traditionsreichsten Kurorten an der deutschen Ostsee.

Timmendorfer Strand zählt zu den besonders viel besuchten Ostseebädern. Der Sandstrand der Gemeinde ist sechs Kilometer lang. Auch der südlich angrenzende Nachbarort Niendorf mit seinem bekannten Yachthafen sowie Scharbeutz und Haffkrug im Norden dürfen sich Seeheilbad nennen.

Travemünde gehört zur Hansestadt Lübeck und besitzt gleich zwei Ostseestrände. Die beliebte Strandpromenade entstand Ende des 19. Jahrhunderts, als die Blütezeit des Travemünder Kurbetriebs begann. Viele Jugendstilbauten aus jener Epoche sind bis heute erhalten.

Heiligendamm in Mecklenburg war das allererste deutsche Seebad. 1793 öffnet hier das erste Badehaus. In den kommenden Jahrzehnten suchten viele reiche und adlige Kurgäste in Heiligendamm Erholung. Aus jeder Zeit sind zahlreiche Villen und klassizistische Wohnhäuser erhalten geblieben, die den Charakter des Ortes prägen.

Graal-Müritz ist eines der berühmtesten deutschen Seebäder und liegt an der mecklenburgische Ostseeküste. Hier begann der Badebetrieb im Jahr 1819. Sehenswert sind in dem aus Graal und Müritz gebildeten Doppelort die historischen Kur- und Wohngebäude aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Ahrenshoop ist weniger als Seebad, sondern vielmehr als „Künstlerkolonie“ bekannt. Der Ort Ahrenshoop liegt auf der Halbinsel Fischland, die der vorpommerschen Ostseeküste vorgelagert ist. Am Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich hier einige bekannte Maler an und gründeten eine Malschule. Etwa im selben Zeitraum wie Ahrenshoop entwickelte sich auch das wenige Kilometer entfernte Zingst zum Seebad.

Deutsche Seebäder und Seeheilbäder