Jedes Jahr sterben in Deutschland mehrere Hundert Menschen bei Badeunfällen. Viele Todesopfer hätten sich vermeiden lassen, wäre ein ausgebildeter Rettungsschwimmer am Unglücksort gewesen. Aber nicht nur Profis, sondern jeder einzelne Badegast kann im Ernstfall Leben retten. Und nicht nur das: In Deutschland besteht eine Pflicht zur Hilfeleistung. Selbstverständlich braucht niemand sein Leben für andere aufs Spiel setzen, aber jeder muss diejenigen Maßnahmen versuchen, die im Rahmen seiner Möglichkeiten liegen.
Retten im Wasser
Gerät ein Schwimmer in Not, muss der potenzielle Retter überlegen, wie er diese Situation möglichst schnell und risikoarm löst. Das kann von Fall zu Fall sehr einfach oder unendlich kompliziert sein. Droht beispielsweise ein Kind in flachem Wasser zu ertrinken, kann der Retter mit wenigen Schritten oder Schwimmzügen bei dem Verunglückten sein. Einen Hundert-Kilo-Mann aus dem Meer zu retten, ist ungleich komplizierter. Ein erheblicher Risikofaktor ist der Ertrinkende selbst, der sich in Panik an seinen Helfer klammern kann und ihn unter das Wasser zieht.
Wer keine Erfahrung als Rettungsschwimmer bzw. Wasserretter hat, sollte solche körperlichen Konfrontationen eher vermeiden. Viel sicherer ist es, eine Schwimmhilfe wie einen Rettungsring zu besorgen und dem Opfer zuzuwerfen. Falls kein professionelles Rettungsgerät zur Hand ist, kann sogar ein Kinder-Schwimmtier Leben retten. Ist der Verunglückte bei Bewusstsein und nahe am Ufer, kann er vielleicht nach einem langen Stock greifen und sich damit an Land ziehen lassen. Erlaubt ist, was hilft.
Wer im Ernstfall mehr leisten möchte, kann sich zum Rettungsschwimmer ausbilden lassen. Entsprechende Kurse bieten beispielsweise Wasserwacht und DLRG an. Das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen wird in den Stufen Bronze, Silber und Gold vergeben. Bei der Ausbildung lernt der Schwimmer auch, wie er einen Ertrinkenden sicher „abschleppt“ – eine Herausforderung, mit der ein Laie in der Regel überfordert ist.
An Land Erste Hilfe leisten
Haben Retter und Unfallopfer endlich das Ufer erreicht, ist manchmal weitere Hilfeleistung notwendig. Das gilt vor allem, wenn jemand bewusstlos ist oder sogar einige Zeit nicht geatmet hat. Bis der Notarzt kommt, ist es sinnvoll, den Verunglückten in eine stabile Seitenlage zu bringen, in den Schatten zu legen und gegen Auskühlung mit einer Decke zu schützen. Haben Herzschlag und Atmung ausgesetzt, muss so schnell wie möglich eine Wiederbelebung versucht werden. Das Gehirn muss unbedingt wieder mit dem lebenswichtigen Sauerstoff versorgt werden.
Niemand sollte versuchen, mit Gewalt Wasser aus der Lunge zu pressen oder zu schütteln. Eine solche rabiate Behandlung ist nur in Zeichentrickfilmen erfolgreich und hat nichts mit der Realität zu tun.