Chlor ist giftig, das ist ganz unbestreitbar. Und doch wird es – in kleinen Mengen, aber immerhin – in praktisch jedem deutschen Schwimmbad eingesetzt. Dieser Zusammenhang bringt nicht nur Badegäste, sondern auch Umweltexperten ins Grübeln. Ob das gechlorte Wasser tatsächlich schädlich sein kann, darüber besteht aber keine Einigkeit.

Chlor im Wasser? - © Sigrid Roßmann / pixelio.de
Chlor im Wasser? – © Sigrid Roßmann / Pixelio.de

Vielseitiges chemisches Element

Mindestens 0,6 Milligramm freies Chlor muss laut deutschen Vorschriften in ein Liter Schwimmbadwasser eingeleitet werden. Dort hat das chemische Element mit der Ordnungszahl 17 die Aufgabe, schädliche Mikroorganismen aller Art abzutöten. Und wohl kaum eine Substanz erfüllt diese Aufgabe so diskret und erfolgreich wie Chlor.

Das Geheimnis dieser durchschlagenden Effizienz liegt in der extrem hohen Reaktionsfähigkeit. Chlor verbindet sich in kürzester Zeit mit anderen Atomen, was für manche biologische Strukturen fatale Folgen hat. Das gilt leider nicht ausschließlich für Bakterien, sondern auch für Menschen: Berüchtigt ist insbesondere der Einsatz von Chlorgas in etlichen Kriegen dieser Welt. Andererseits ist Chlor ein Bestandteil des anerkannt harmlosen, ja sogar lebensnotwendigen Kochsalzes.

Da das Element Chlor so reaktionsfreudig ist, kommt es in der Natur kaum in seiner reinen, ungebundenen Form vor. Um es im Schwimmbad einsetzen zu können, muss es erst per Elektrolyse erzeugt und in Gasflaschen abgefüllt werden. Eine Alternative ist vor allem die chemische Verbindung Calciumhychlorit – ein Pulver, das man dem Wasser beimischen kann.

Wie Chlor zur potenziellen Gefahr wird

Im Schwimmbecken reagiert das freie Chlor beinahe mit allen Atomen und Molekülen, die ihm in den Weg schwimmen, zum Beispiel Wassermolekülen, Bakterien und Pilzen. Problematisch sind vor allem die Verbindungen von Chlor mit menschlichen Hinterlassenschaften wie Haaren, Hautschuppen, Schweiß, Hautcreme und Urinresten. Hier entsteht ein Cocktail aus teilweise giftigen und wenig erforschten Substanzen. Manche könnten, so die Befürchtung, Krebs auslösen.

Im Verdacht der Gesundheitsgefährdung stehen vor allem die Trichloramine (Stickstofftrichlorid). Sie entstehen aus menschlichem Harnstoff und Chlor und sind auch für den typischen Chlorgeruch eines Hallenbads verantwortlich. Trichloramine können Haut und Augen reizen und sollen unter Umständen bei Kleinkindern Asthma auslösen. Bewiesen ist die Asthma-Hypothese allerdings nicht. Hinzu kommt, dass es derzeit keine wirksame und zugleich bezahlbare Alternative gibt, um garantiert keimarmes Badewasser zu erzeugen.

Chlor, das Gift im Schwimmbad