Wenn an Nord- oder Ostsee eine steife Brise weht, wenn der Sand über die Haut prickelt, wenn Sonne oder Regen nerven – dann ist der Strandkorb eine ideale Fluchtburg. Rund Hunderttausend solcher Körbe warten täglich an den deutschen Küsten auf Badegäste. Seit einigen Jahren haben aber auch eingefleischte Landratten die kultigen Körbe für sich entdeckt. Seither bevölkern die bewährten Standardmodelle oder Spezialanfertigungen viele Biergärten, Cafés und Privatgärten weitab der Küstenlinie.

Tradition seit 1882

Ihren Siegeszug begannen die Strandkörbe spätestens im Jahr 1882. Damals fertigte der Rostocker Korbmacher Wilhelm Bartelmann die erste Sitzgelegenheit, der nach heutiger Auffassung den Namen „Strandkorb“ wirklich verdiente. Schon bald verbreitete sich Bartelmanns Zweisitzer-Prototyp in den aufblühenden Badeorten an Ostsee und Nordsee. Die Grundform des heute weit verbreiteten Modells entstand schließlich 1910 und hat sich seither kaum verändert. Über die vergangenen Hundert Jahre wurde der Strandkorb zum Symbol deutscher Badekultur schlechthin.

Kind im Strandkorb - © Reschke
Kind im Strandkorb – © Reschke

Halblieger oder Lieger? Nordseeform oder Ostseeform?

Im Detail zeigen sich einige kleine Unterschiede zwischen den gebräuchlichen Modellen. Die meisten Strandkörbe heißen „Halblieger“ – weil man das Rückenteil maximal um 55 Grad neigen kann, um darin „halb“ zu liegen. Nur beim selteneren „Lieger“ kann man sich so richtig lang machen… Eine eher ästhetische Frage ist, ob man die „Nordseeform“ oder die „Ostseeform bevorzugt“. Die Ostseeform (die oft auch an der Nordsee steht) trägt eine abgerundete Haube, während die Nordseeform (die auch an der Ostsee vorkommt) eher kantig wirkt.

Besonders praktisch – und bei allen Körben Standard – sind die eingebauten Stauräume unter den Sitzen. Wenn sich der Strandkorb sogar abschließen lässt, bleiben hier alle persönlichen Badeutensilien sicher aufbewahrt bis zum nächsten Strandtag.

Korb aus Korb ist Luxus

Während eine einfache Strandkorbausführung für deutlich unter Tausend Euro zu haben ist, sind bei den Luxusvarianten nach oben kaum Grenzen gesetzt. Wer es gerne feudal liebt, bestellt seinen individuellen Strandkorb samt Heizung und Minibar. Einen Aufpreis kostet es auch, wenn der Strandkorb tatsächlich aus Korb, also aus geflochtenem Naturmaterial, bestehen soll. In der Massenproduktion dominieren nämlich pflegeleichte und haltbare Kunststoffe. In diesem Punkt hat die Moderne über die Tradition gesiegt.

Strandkorb – Bademöbel mit Kultstatus