Während sich Otto-Normal-Schwimmer mit acht Bahnen im 50-Meter-Becken begnügt, gehen manche (Hobby-)Sportler ganz andere Schwimmdimensionen an: Die Langstrecken- bzw. Freiwasserschwimmer testen ihre Kondition über fünf, zehn oder sogar 25 Kilometer; sie durchqueren Seen oder Meerengen; oder gehen sie bei 24-Stunden-Rennen an den Start.
Möglich werden solche Ausdauerleistungen – ähnlich wie beim Marathonlaufen – durch ein intensives und gezieltes Training. Allerdings hält das Freiwasserschwimmen darüber hinaus ganz eigene Herausforderungen parat.
Orientierung ist alles
Anders als im gekachelten Schwimmbecken bietet die Natur wenige verlässliche Orientierungspunkte. Wie weit bin ich schon geschwommen, wo ist eigentlich mein Ziel, und – ganz wichtig – wie nahe bin ich am nächstgelegenen Ufer? Diese Fragen kann nur beantworten, wer seine Strecke sehr gut kennt. Auch besondere Landmarken wie Kirchtürme oder Brücken helfen bei der Orientierung. Profis empfehlen, etwa alle fünf bis sechs Atemzüge nach vorne zu blicken, um den eigenen Kurs zu überprüfen. Eine getönte Schwimmbrille dämpft die störenden Reflexionen auf der Wasseroberfläche.
Starten viele Freiwasserschwimmer oder Triathleten gleichzeitig zu einem Rennen, ist das Wasser stark aufgewühlt. Einigermaßen gute Sicht hat dann nur, wer ganz vorne schwimmt oder wer seinen eigenen (langsamen) Weg sucht. Ein Anfänger findet unter diesen Bedingungen kaum eine gerade Strecke ins Ziel.
Nie alleine schwimmen
Ein Kernsatz auch für echte Freiwasserkenner lautet: „Nie alleine schwimmen“. Wenn einmal die Puste ausgeht, ein Krampf einsetzt oder die Orientierung verloren geht, sollte immer ein potenzieller Helfer in Sichtweite sein. Eine farbenfrohe, auffällige Badekappe hilft, auch über größere Entfernung entdeckt zu werden.
Kampf gegen die Kälte
Im Freiwasser kann der Körper schnell unterkühlen. Ein isolierender Neoprenanzug und Handschuhe sind daher sehr hilfreich. Bei offiziellen Wettkämpfen sind diese Hilfsmittel allerdings verboten, da sie die Chancengleichheit verhindern können. Hier bleibt dem Sportler nur, die Haut mit Vaseline oder einer anderen Fettschicht zu schützen.
Außerordentlich nützlich – und in Training und Wettkampf gleichermaßen erlaubt – sind Badekappen (siehe oben). Denn vor allem Kopf und Ohren (Ohrenstöpsel!) sollten immer geschützt und warm gehalten werden – so gut es eben geht.
Etwas Wasser zu schlucken ist wohl unvermeidlich, aber oft unangenehm. Denn manchmal schmeckt es nach Dreck oder Salz oder nach beidem.
Gleichmäßig schwimmen und notfalls ausruhen
Anfänger unter den Langstreckenschwimmern sollten zunächst in Flachwasserzonen oder in Ufernähe ihre Grenzen langsam austesten. Aufgrund von Wind, Wellen und anderen Einflüssen ist die Fortbewegung im „Freiwasser“ deutlich kraftraubender als im geschützten Hallenbad. Am weitesten kommt man mit einem gleichbleibenden Schwimmtempo. Zwischensprints kosten unnötig Kraft.
Falls einmal gar nicht mehr weitergehen sollte, hilft eventuell eine Ruhepause: auf den Rücken legen, entspannen und ein wenig treiben lassen. Dann sammeln sich wieder genügend Körner für die letzten Meter zum Ufer.
Triathleten sollten Technik trainieren
Solche geschilderten Probleme haben Triathleten meistens nicht. Schon für die Radstrecke und das Laufen trainieren sie intensiv ihre Ausdauer. Was dabei oft zur kurz kommt, ist die Technik. Um sich einen echten Vorteil auf der Schwimmstrecke eines Triathlons erarbeiten zu können, ist es wichtig am Schwimmstil zu feilen. Laut Einschätzung von Experten trainieren viele Sportler außerdem zu häufig im Schwimmbecken und zu wenig im Freiwasser – also in der anspruchsvollen Umgebung, in der die Wettkämpfe ausgetragen werden.