Schulschwimmen ist Luxus. In den Lehrplänen vieler Schulen taucht Schwimmunterricht nur sporadisch auf. Gleichzeitig können immer weniger Grundschüler schwimmen. Nur jeder Zweite verlässt die Grundschule mit dem bronzenen Schwimmabzeichen. Dieser Befund zeigt, wie wichtig das Schulschwimmen eigentlich ist – oder wäre, wenn es stattfände.

Leere Schwimmhalle - © Rainer Sturm / pixelio.de
Leere Schwimmhalle – © Rainer Sturm / Pixelio.de

Schwimmunterricht scheitert an hohem Aufwand

Das Problem ist: Schulschwimmen kostet viel Zeit und Geld und genießt in der politischen Willensbildung keine höchste Priorität. So kommt es, dass die logistische Herausforderung oft kaum zu bewältigen ist. In den vergangenen Jahrzehnten wurden in Deutschland immer mehr Hallen- und Freibäder geschlossen. Daher liegen etliche Schulen gänzlich außerhalb der Reichweite eines Schwimmbades. Eine Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln würde von einer Doppelstunde nur wenig reale Unterrichtszeit übrig lassen.

Auch der personelle Aufwand ist höher als bei Unterrichtsstunden im Trockenen. Bei Schulklassen in der üblichen Klassenstärke müssen in der Regel mindestens zwei Aufsichtspersonen anwesend sein. Zudem steigen (völlig zu Recht) die Anforderungen an die Schwimmlehrer: Ein Rettungsschwimmschein wird heute im Gegensatz zu früheren Zeiten vorausgesetzt, um Schulschwimmen erteilen zu dürfen.

Bei den Schülern unbeliebt?

Mag das Freibad-Planschen in der Freizeit noch Spaß machen, scheiden sich am Schulschwimmen die Geister. Mancher Nichtschwimmer fühlt sich im Schwimmunterricht überfordert, hat massive Ängste vor den Tauchübungen oder vor Beckensprüngen. Schulschwimmen ist vermutlich nicht beliebter als andere, „harte“ Unterrichtsfächer wie Mathematik. Um Ängste abzubauen sind einfühlsame Schwimmlehrer gefragt – eine Qualität, die nicht jeder Pädagoge mitbringt.

Mit Beginn der Pubertät schleichen sich weitere Probleme ein. Viele Mädchen (und Jungen) mögen ihren Körper nicht zeigen, fühlen sich hässlich und von Erwachsenen unverstanden. Dies lässt die Begeisterung für das Schulschwimmen weiter sinken. Manchmal muss eine Erkältung oder die (verdächtig häufige) Menstruation als Ausrede herhalten, um das Schwimmen zu schwänzen. Schulschwimmen ist eine gesetzliche Pflicht – und leider oft eine lästige.

Das können Eltern tun

Viele engagierte Eltern bemühen sich, ihrem Nachwuchs schon vor der Einschulung die Grundzüge des Schwimmens beizubringen. Wer sich nicht selbst als Schwimmlehrer ausprobieren möchte, überträgt diesen Job einer privaten Schwimmschule (das nötige Kleingeld vorausgesetzt). Angesichts der realen Misere des Schulschwimmens ist diese Strategie nachvollziehbar und vorteilhaft. Wer schon mit einem „Seepferdchen“ ausgezeichnet in die Grundschule kommt, hat vermutlich mehr Selbstbewusstsein und weniger Berührungsängste vor dem nassen Medium als die gleichaltrigen Nichtschwimmer.

Grundsätzlich sollten sich Eltern bemühen, Verständnis für die Sorgen und Ängste ihrer Schwimmkinder aufzubringen. Auch wenn eine Schwimmstunde einmal per Notlüge abgesagt wird, ist dies kein pädagogischer Beinbruch. Bei einer hartnäckigen Schwimmabneigung sollte man aber das Gespräch mit der Lehrkraft suchen, um den „Knoten“ im besten Falle gemeinsam zu lösen.

Schwimmunterricht in der Schule – ein Problemfall